Tag: critical rationalism

The limits of critical rationalism

In Wirklichkeit ist die Methode der kritischen Prüfung an keinen intellektuellen oder sozialen Bereich ge­bunden. Es gibt keine sinnvolle Einschränkung ihrer Anwendung im Interesse der Erkenntnis, nur eine solche im Interesse der Auf­rechterhaltung bestimmter Bestände, bestimmter geistiger und sozialer Gegebenheiten, die man dem historischen Wandel gerne entziehen möchte. Auch die Beschränkung der kritischen Vernunft auf die Wissenschaften, die Technik und die Wirtschaft ist nicht besonders sinnvoll. Es gibt keine a priori feststehende saubere Trennung der Bereiche, keine Abschottung und Isolierung von Beständen, die sich auf jeden Fall durch­halten ließe. Auch innerhalb der Wissenschaften haben sich derartige Grenzziehungen nie bewährt. Und wer die Wertfreiheit der Wissenschaft etwa so deuten wollte, daß sich der Bereich des Moralischen, der Werte und der Normen grundsätzlich kritisch-rationaler Analyse entziehe, der hätte aus der Fragwürdigkeit normativer Wissen­schaften dogmatischen Charakters eine falsche Konsequenz gezogen. Als Instrument der positiven Begründung, der dogmatischen Rechtfertigung, mag die Logik in diesem Bereiche ebensowenig brauchbar sein wie in dem der Wissenschaft. Als Instrument kritischer Analyse und Prüfung, als Organon der Kritik, läßt sie sich nirgends ausschalten.

Non-overlapping magisteria

Während sich im philosophischen Denken heute die Idee der kritischen Prüfung unter Lösung vom Rechtfertigungs­denken durchzusetzen scheint, ist gleichzeitig eine Tendenz zu beobachten, die Anwendung dieser Idee nach Mög­lichkeit auf gewisse Bereiche einzuschränken und für andere Bereiche andere Möglichkeiten zu postu­lieren, vor allem: hier ältere Denkformen und traditionelle Methoden aufrechtzuerhalten. Man versucht, gewisse Bereiche gegen das Eindringen kritischer Gesichtspunkte zu immunisieren, während man andere dafür frei gibt, so, als ob die Annäherung an die Wahrheit bzw. die Eliminierung von Irrtümern, Fehlern und Mißverständ­nissen im einen Falle durch Kritik geför­dert werden könne, während im anderen Falle kritisches Denken eher schädlich sein müsse. Solche an sich nicht sehr überzeugende Einteilungsversuche sind wohl in allen Gesell­schaften an der Tagesordnung, da es stets Überzeugun­gen zu geben scheint, die so wichtig sind, daß ihre kritische Untersuchung Unbehagen erzeugen muß.

Entrenching authority in the name of truth

Institutionelle Praktiken, die die Konkurrenz der Ideen ausschalten, das Aufkommen alternativer Lösungen von Proble­men verhindern, religiöses oder politisches Parteiliniendenken indoktrinieren, und das alles, weil bestimm­te soziale Rollenträger den Anspruch erheben, im alleinigen Besitz einer absoluten Wahrheit zu sein, haben nur die Wirkung, Intoleranz, Engstirnigkeit, Starrheit, Dogmatismus und Fanatismus zu fördern und die geistige und moralische Ent­wicklung aufzuhalten.

The authority of facts

If we teach only the findings and products of science—no matter how useful and even inspiring they may be—without communicating its critical method, how can the average person possibly distinguish science from pseudoscience? Both then are presented as unsupported assertion.

A critical point on science literacy

Nicht selten wur­den … die Resultate kritischen Denkens allmählich mehr oder weniger still­schweigend übernommen und assimiliert, was aber der kritischen Einstellung an sich keineswegs immer die ent­sprechende Anerkennung ver­schafft hat … .

The supposed limits of the critical method

Erstaunlicherweise pflegt man im deutschen Sprachbereich gerade eine der ältesten und darüber hinaus eine der wirksamsten und für unsere kulturelle und soziale Entwicklung bedeutsamsten Traditionen des europäischen Denkens nicht selten zu vergessen, zu bagatellisieren oder gar zu diffamieren, oder aber sie zumindest als frag­würdig zu behan­deln: nämlich die Tradition des kritischen Denkens und der kritischen Diskussion, der unvor­eingenommenen Analyse und Prüfung von Anschauungen, Wertungen, Autoritäten und Institutionen. Die bei uns noch immer weitverbreitete Gewohnheit, kritisches Denken mit einem negativen Wertakzent zu ver­sehen, mag dazu verleiten, daß man die Rolle und die historische Bedeutung dieser Tradition falsch einschätzt, zumal sich alle möglichen Verfechter von Auffassun­gen, die durch kritische Untersuchungen gefährdet sind, große Mühe geben, eine solche Fehleinschätzung zu fördern und den Wirkungsbereich der Kritik nach Möglich­keit einzuschränken.

The ethics of thinking

Die Methode der kritischen Prüfung, für deren Anwendung sie keine Grenzen anerkennen muß, gehört zu einer Moral des Denkens, von der Verfechter moralischer Dogmen vielfach keine allzu große Meinung zu haben pflegen, auch wenn sie im Interesse der Wahrheit zu argumentieren schei­nen.

Renewing the Enlightenment

Die Tradition der Aufklärung, für die man im deutschen Sprachbereich so selten einen Fürsprecher findet, wird von einem neu durchdachten konsequenten Kritizismus her erneuert werden müssen.

What a problem is

The essence of experimental testing is that there are at least two aparently viable theories known about the issue in question, making conflicting predictions that can be distinguished by the experiment. Just as conflicting predictions are the occasion for experiment and observation, so conflicting ideas in a broader sense are the occasion for all rational thought and inquiry. For example, if we are simply curious about something, it means that we believe that our existing ideas do not adequately capture or explain it. So, we have some criterion that our best existing explanation fails to meet. The criterion and the existing explanation are conflicting ideas. I shall call a situation in which we experience conflicting ideas a problem.

The example of a conjuring trick illustrates how observations provide problems for science – dependent, as always, on prior explanatory theories. For a conjuring trick is a trick only if it makes us think that something happened that cannot happen. Both halves of that proposition depend on our bringing quite a rich set of explanatory theories to the experi­ence. That is why a trick that mystifies an adult may be uninteresting to a young child who has not yet learned to have the expectations on which the trick relies. Even those members of the audience who are incurious about how the trick works can detect that it is a trick only because of the explanatory theories that they brought with them into the audi­torium. Solving a problem means creating an explanation that does not have the conflict. [16-17]

Say what?

In der prinzipiellen Anwendung der wissenschaftlichen Methode auch auf alltägliche Probleme ist einer der wesent­lichen Unterschiede zum Kritischen Rationalismus zu sehen. [90n116]