Ohne einen „archimedischen Punkt“, so meint [Husserl], müsse man „alle Vernunft und Erkenntnis preisgeben“. Offenbar konnte er sich keine Alternative zur klassischen Idee des Wissens und zum klassischen Erkenntnisideal vorstellen und glaubte daher, um jeden Preis an seiner Evidenzthese festhalten zu müssen. Wer so denkt, ist aber auf dem besten Wege, dieses Erkenntnisideal zu dogmatisieren. Wer ohne sicheres Fundament der Erkenntnis nicht auskommen zu können meint, der wird sich darum bemühen, ein solches Fundament – und sei es auf noch so künstliche und willkürliche Weise – zu installieren. [12]
Category: Kritischer Rationalismus
Mohr Siebeck: 2000.
The ideal of truth
Die Suche nach einem solchen Kriterium, einem sicheren Anzeichen der Wahrheit, war bisher erfolglos. Deshalb muß man aber keineswegs die Wahrheitsidee, den Begriff und das Ideal der Wahrheit opfern. Alfred Tarski hat mit Recht festgestellt, daß sich der Wahrheitsbegriff in dieser Hinsicht nicht von manchen anderen Begriffen – zum Beispiel von Begriffen des mathematischen und des physikalischen Denkens – unterscheidet. [11]
The continuum of philosophy and science
Wo aber heute noch Erkenntnistheorie im alten Sinne auftaucht – zum Beispiel in analytischer Maskerade –, da sucht sie sich oft scharf von den Realwissenschaften abzugrenzen, und zwar mit dem Hinweis, daß sie im Gegensatz zu diesen Sinn- und Geltungsprobleme behandle, während diese es nur mit Tatsachenproblemen zu tun hätten. Im Grunde genommen hat sich hier die auf Hume und Kant zurückgehende scharfe Scheidung von quaestio juris und quaestio facti, deren Berechtigung ich hier keineswegs bestreiten will, in eine Bereichsabgrenzung zwischen reiner Philosophie und Realwissenschaft umgesetzt, die die Möglichkeit einer sauberen Arbeitsteilung suggeriert, aber es mitunter schwer macht, wichtige Zusammenhänge zu erkennen. [8]
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