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Setting free the critical powers of man

This book raises issues which may not be apparent from the table of contents.

It sketches some of the difficulties faced by our civilization—a civilization which might be perhaps described as aiming at humaneness and reasonableness, at equality and freedom; a civilization which is still in its infancy, as it were, and which continues to grow in spite of the fact that it has been so often betrayed by so many of the intellectual leaders of mankind. It attempts to show that this civilization has not yet fully recovered from the shock of its birth—the transition from the tribal or ‘closed society’, with its submission to magical forces, to the ‘open society’ which sets free the critical powers of man. It attempts to show that the shock of this transition is one of the factors that have made possible the rise of those reactionary movements which have tried, and still try, to overthrow civilization and to return to tribalism. And it suggests that what we call nowadays totalitarianism belongs to a tradition which is just as old or just as young as our civilization itself. It tries thereby to contribute to our understanding of totalitarianism, and of the significance of the perennial fight against it.

It further tries to examine the application of the critical and rational methods of science to the problems of the open society. It analyses the principles of democratic social reconstruction, the principles of what I may term ‘piecemeal social engineering’ in opposition to ‘Utopian social engineering’. And it tries to clear away some of the obstacles im­peding a rational approach to the problems of social reconstruction. It does so by criticizing those social philosophies which are responsible for the widespread prejudice against the possibilities of democratic reform. [Introduction]

Tolerating your enemies

Der verfassungsgeschichtliche Standort des Grundgesetzes ergibt sich daraus, daß es unmittelbar nach der – zudem nur durch Einwirkung äußerer Gewalten ermöglichten – Vernichtung eines totalitären Staatssystems eine freiheitliche Ordnung erst wieder einzurichten hatte. Die Haltung des Grundgesetzes zu den politischen Parteien – wie überhaupt die von ihm verwirklichte spezifische Ausformung der freiheitlichen Demokratie – ist nur verständlich auf dem Hinter­grund der Erfahrungen des Kampfes mit diesem totalitären System. Der Einbau wirksamer rechtlicher Sicherungen dagegen, daß solche politischen Richtungen jemals wieder Einfluß auf den Staat gewinnen könnten, beherrschte das Denken des Verfassungsgebers. Wenn das Grundgesetz so einerseits noch der traditionellen freiheitlich-demokra­tischen Linie folgt, die den politischen Parteien gegenüber grundsätzliche Toleranz fordert, so geht es doch nicht mehr so weit, aus bloßer Unparteilichkeit auf die Aufstellung und den Schutz eines eigenen Wertsystems überhaupt zu ver­zichten. Es nimmt aus dem Pluralismus von Zielen und Wertungen, die in den politischen Parteien Gestalt gewonnen haben, gewisse Grundprinzipien der Staatsgestaltung heraus, die, wenn sie einmal auf demokratische Weise gebilligt sind, als absolute Werte anerkannt und deshalb entschlossen gegen alle Angriffe verteidigt werden sollen; soweit zum Zwecke dieser Verteidigung Einschränkungen der politischen Betätigungsfreiheit der Gegner erforderlich sind, werden sie in Kauf genommen. Das Grundgesetz hat also bewußt den Versuch einer Synthese zwischen dem Prinzip der Toleranz gegenüber allen politischen Auffassungen und dem Bekenntnis zu gewissen unantastbaren Grundwerten der Staatsordnung unternommen. Art. 21 Abs. 2 GG steht somit nicht mit einem Grundprinzip der Verfassung in Wider­spruch; er ist Ausdruck des bewußten verfassungspolitischen Willens zur Lösung eines Grenzproblems der freiheit­lichen demokratischen Staatsordnung, Niederschlag der Erfahrungen eines Verfassungsgebers, der in einer bestimm­ten historischen Situation das Prinzip der Neutralität des Staates gegenüber den politischen Parteien nicht mehr rein verwirklichen zu dürfen glaubte, Bekenntnis zu einer – in diesem Sinne – „streitbaren Demokratie“.